TI-Fachdienste direkt aus dem Netzwerkkabel
AKQUINET bietet mit der Middleware MIO DB alle Fachdienste der Telematikinfrastruktur „as a Service“
Leonard Bannister
Beratung TI-Middleware
Leonard Bannister, Consultant für E-Healthcare von AKQUINET, berät Kunden bei der Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) und beim Einsatz der TI-Fachdienste. Er erläutert den Nutzen der Middleware MIO DB von AKQUINET zur leichten Einbindung der TI-Fachdienste in Softwaresysteme.
Hallo Leo, was ist die TI-Middleware MIO DB?
Kurz zum Namen: MIO DB steht für Medizinische Informationsobjekte (MIO) und Datenbank (DB). Aufbauend auf den Basis-TI-Anschluss stellen wir mit der MIO DB die TI-Fachdienste bis in das Primärsystem bereit. Dies kann ein KIS, PVS oder eine andere Software-Anwendung sein. Damit kann also das gewohnte Primärsystem für alle TI-Fachdienste genutzt werden. Die MIO DB als Middleware steht quasi in der Mitte zwischen dem eigenen Primärsystem und der TI, sie verbindet beide Welten.
Welche TI-Fachdienste kann AKQUINET mit MIO DB anbinden?
Mit MIO DB binden wir alle Fachdienste an, die aktuell über die TI vorhanden sind: Kommunikation im Medizinwesen (KIM), die qualifizierte elektronische Signatur (QES), die Patientenakte (ePA), die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), das eRezept, der Medikationsplan (eMP), das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) und das Notfalldatenmanagement (NFDM).
Und wie werden diese Fachdienste in das Primärsystem integriert?
Wir bieten den Herstellern eine REST-API Schnittstelle an. Der Softwarehersteller muss sie in sein System integrieren – also ein Standard-Prozedere, was eigentlich immer möglich ist. Über die Schnittstelle kommt das gesamte Backend für die TI-Fachdienste in das Primärsystem. Wir bieten dies „headless“ an, also ohne ein User Interface, weil dies ja im Primärsystem liegt. Alle Prozesse zu den TI-Fachdiensten, wie das Verschlüsseln, Speichern und Versenden der Daten, sind direkt ins Primärsystem integriert. Dies geschieht alles im Hintergrund.
Wer sind die Kunden?
Das sind alle Primärsystem-Hersteller im Gesundheitswesen. Daneben gibt es auch einige Einrichtungen mit vielen Standorten, die eine eigene Softwarelösung entwickelt haben und nutzen. Häufiger kommen auch IT-Leiter*innen aus Kliniken oder anderen Einrichtungen direkt auf uns zu. Hier arbeiten wir mit der Einrichtung und dem Software-Hersteller zusammen und begleiten die Einrichtung des Systems.
Wäre es nicht sinnvoller, wenn sie die TI-Fachdienste aus dem eigenen Hause heraus anbieten?
Möglich ist das, es ist aber mit einem hohen Aufwand verbunden. Für jeden der TI-Fachdienste muss sich das Entwicklungsteam durch umfangreiche Anforderungs-Dokumente der gematik arbeiten. Nach der Software-Entwicklung eines Fachdienstes muss er von der gematik zulassen werden. Hinzu kommen Updates vorhandener Dienste und vielleicht auch neue Fachdienste, so dass dies mit einem dauerhaft hohen Betreuungsaufwand verbunden ist. Meist fehlen den Software-Herstellern bzw. Einrichtungen die Ressourcen, um diesen Aufwand zu betreiben.
Warum ist es überhaupt nötig, all diese TI-Fachdienste zu nutzen?
Zunächst ist je nach Sektor ein gesetzlicher Druck vorhanden, die TI-Fachdienste einzusetzen. Teilweise drohen Abschläge, wenn sie nicht verfügbar sind. Auf der anderen Seite sehen viele inzwischen auch den Nutzen der schnellen, digitalen und sektorübergreifenden Kommunikation. Manchmal kann der Auslöser für die Digitalisierung aber auch ganz banal sein: In einigen Einrichtungen eines Kunden gingen beispielsweise die AU-Vordrucke zu Neige. Man kann sie nicht mehr ordern. Hier war die Umstellung auf die eAU besonders eilig, weil jeden Tag sehr viele Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen erstellt werden mussten.
Welche Sektoren interessieren sich für die MIO DB?
Kliniken und Arztpraxen müssen TI-Fachdienste wie VSDM, KIM, die eAU und viele weitere Fachdienste bereits nutzen. Aber auch hier sind oft nicht alle Anforderungen erfüllt. Im Reha-Sektor geht die Anbindung an die TI aktuell erst richtig los. Im Juni 2023 ist hier Bewegung in den Markt gekommen, weil der GKV-Spitzenverband, der Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV), der Verband der Privaten Krankenversicherung und weitere Verbände gemeinsam eine Finanzierungsvereinbarung abgeschlossen haben. Jetzt, wo die Refinanzierung der TI-Anbindung und des Betriebs klar ist, möchten viele schnell beginnen, die TI einzurichten. Da die Kliniken, Ärzte und Apotheken ja mit den TI-Fachanwendungen arbeiten, besteht ein großes Interesse, hier gleichermaßen digital zu kommunizieren. Der ambulante Pflegebereich muss die TI und damit auch die ersten TI-Fachdienste ab Januar 2024 nutzen, der stationäre Bereich zieht ein Jahr später nach. Daher wächst aktuell auch im Pflege-Sektor das Interesse an der TI-Anbindung stark.
Vielen Dank für das Gespräch, Leo!