Sie sind hier:

TI-Messenger: Welche Potenziale gibt es für Arztpraxen?

Ärztin mit Stethoskop um den Hals liest lächelnd eine Kurznachricht auf ihrem Smartphone

Der TI-Messenger ergänzt demnächst die digitale Kommunikation im Gesundheitsweisen und wird auch in Arztpraxen Einzug halten. Angelika Melson, Expertin für Praxismanagement und Inhaberin von Praxisconzept, spricht im Interview über die Potenziale des TI-Messengers für Arztpraxen. Sie sieht den Messenger gegenüber KIM im Vorteil.

Welchen Mehrwert bietet die Nutzung des TI-Messengers (TIM) den Arztpraxen?

TIM ermöglicht die schnelle, direkte Kommunikation. Von der Funktion her ähnelt er Messengern wie WhatsApp, Signal oder Telegram. Aber TIM entspricht den Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung und erweist sich als sicher. Ärzt*innen können über TIM sektorübergreifend kommunizieren, also auch zu Apotheken, Pflegediensten, Krankenhäusern und Kassen.

Schnelle und sichere Kommunikation in Arztpraxen – wie sieht die Situation aktuell aus?

Der Bedarf an einem sicheren, datenschutzkonformen Messenger in Arztpraxen ist groß, etwa für die interne Organisation. Viele Praxismitarbeiter*innen arbeiten in Teilzeit und begegnen sich gar nicht persönlich. Eine schnelle Abstimmung über das Tool erleichtert beispielsweise Übergabeprozesse. In größeren Praxen, deren Räume sich in mehreren Etagen befinden, kann ein schneller Chat Zeit sparen und organisatorisch sinnvoll eingesetzt werden. Ebenso für den Austausch mit Patient*innen verspricht TIM effektivere Prozesse. Es wäre sehr sinnvoll, Niedergelassene gezielt über das Potential des Messengers zu informieren.

Wie werden Ärzt*innen TIM nutzen?

Ärzt*innen werden TIM vor allem extern nutzen, intern weniger. Meine Prognose lautet: TIM schlägt KIM. Arztpraxen sind an die TI/KIM-Versorgung angeschlossen, doch die KIM-Nutzung ist häufig unterrepräsentiert. Adressaten wie Pflegeheime sind über KIM oft noch nicht erreichbar, da technisch nicht ausgestattet. Für das Weiterleiten der Informationen bleibt nur der schriftliche Weg. Hier wäre ein guter Ansatzpunkt für TIM. Der Messenger könnte ein sicheres, schnelles Medium werden, um Patientendaten zu übermitteln. Bei KIM, das herkömmlichen E-Mail-Programmen ähnelt, müssen Nachrichten dagegen aktiv aufgerufen werden.

Was wären konkrete Beispielszenarien, in denen TIM Arztpraxen nützt?

Ein Beispielfall für die TIM-Anwendung ist die kurzfristige Abstimmung von Arztpraxen mit Pflegeheimen vor dem Besuch in der Institution. Praxen und Einrichtungen könnten noch kurz vor dem Termin akute und aktuelle Informationen zum Patienten weiterleiten und sich dazu austauschen und Dokumente wie Rezepte oder Befunde an die Einrichtung senden oder umgekehrt. Das wäre sehr praktisch. So ließen sich auch diese aktuellen Unterlagen noch schnell mobil durchsehen.

Wie könnte das Szenario für die TIM-Nutzung zwischen Arztpraxen aussehen?

Ein Szenario wäre das kurzfristige Erfragen von Patientendaten beim Zuweiser. Etwa wenn ein Patient in der Sprechstunde sitzt und seinen HbA1c-Wert nicht weiß. Dann wäre der Messenger eine Alternative für die schnelle Kommunikation. Ein solches Vorgehen erfordert allerdings bestimmte Strukturen. Es sollte in der Praxis eine zuständige Stelle geben, die die über TIM eingehenden Nachrichten kontrolliert. Ärzt*innen schauen während der Sprechstunde üblicherweise nicht auf ihr Smartphone.

Und wie stellen Sie sich die Kommunikation über TIM zwischen Arztpraxen und Apotheken oder Krankenhäusern vor?

Alle Schnittstellen der Arztpraxis wären mit den Möglichkeiten von TIM schnell und sicher zu erreichen. Vielleicht geht es um den Vorrat an Kinder-Fiebersaft. Die Arztpraxis könnte eine Chatgruppe mit naheliegenden Apotheken haben. Dort könnte gefragt werden, welche Apotheke noch ausreichend Fiebersaft vorrätig hat. Im Umgang mit Krankenhäusern gibt es nach Entlassungen immer wieder Informationslücken. 50-80 Prozent der Patienten kommen nach einem Klinikaufenthalt ohne Entlassbrief in die Praxis. Womöglich benötigen sie sofort Medikamente. Der Praxis bleibt nichts anderes übrig, als sich telefonisch an das Krankenhaus wenden. Dies kann langwierig sein. Wenn Anfragen nach der Medikation über den Messenger an die richtige Stelle gehen, wäre es ideal. Die Antwort könnte lauten: Hier kommt der Medikamentenplan, Entlassbrief folgt.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Melson!

Weitere Blogbeiträge

Verwandte Artikel