Digitale Kommunikation in der Pflege und Reha
Dan Lingenberg
Beratung Pflege und Reha
Wie sich mit der Telematikinfrastruktur und KIM die digitale Kommunikation von Pflege- und Rehaeinrichtungen mit Ärzten und Kliniken verbessern lässt
Die Digitalisierung erreicht nach Arztpraxen und Kliniken nun auch Pflege- und Rehaeinrichtungen. Für Betreiber gilt es, ihre Strukturen fit zu machen für die digitale Kommunikation in der Pflege. Wie gelingt die Umstellung vom Fax auf die Telematikinfrastruktur und KIM, die Kommunikation im Medizinwesen? Unser Berater Dan Lingenberg begleitet Unternehmen im Gesundheitswesen bei der Digitalisierung und erklärt, was für Pflegeanbieter dabei wichtig ist.
Pflege- und Rehaeinrichtungen stehen vor der Anbindung an die digitale Kommunikation über TI und KIM. Was ist unter den Begriffen zu verstehen?
Die Abkürzung TI steht für Telematikinfrastruktur, die Plattform für Gesundheitsanwendungen in Deutschland. KIM ist ein Kommunikationsdienst, der einen sicheren Austausch von Daten und E-Mails mit anderen Teilnehmern im Gesundheitswesen ermöglicht. Um KIM nutzen zu können, müssen Einrichtungen an die TI angebunden sein. AKQUINET unterstützt Pflege- und Rehaeinrichtungen mit einem Paket, bestehend aus TI und KIM „as a Service“. Das bedeutet, wir übernehmen die komplette Einrichtung, den Betrieb und die Wartung der zugelassenen Komponenten in unserem Rechenzentrum. Damit wird der Konnektor im Pflegeheim überflüssig.
Mancher Heimbetreiber sieht die Umstellung auf die digitale Kommunikation in der Pflege mit gemischten Gefühlen. Welche Fragen begegnen Ihnen bei der Einführung und wie helfen Sie weiter?
Viele Interessierte haben vor der TI- und KIM-Einrichtung Fragen zu den Anforderungen an die technische Anbindung, Firewall und zur Integration. Hier beraten wir zu den individuellem Kundenanforderungen auf Basis unserer Erfahrungen. Wir haben bereits über 200 Kliniken und MVZ mit TI-Lösungen ausgestattet. Es kann vorkommen, dass ein Betreiber vor der Umstellung Bedenken hat, weil er auf die Arbeit mit Papier vertraut. In diesem Fall besteht die Option, neben KIM ein Faxgerät als Übergangslösung zu behalten. Letztlich wird aber die digitale Kommunikation im Gesundheitswesen zum Standard werden. Wer Bedenken hat, dass die digitalen Anwendungen später sicher funktionieren, sei darauf verwiesen, dass TI und KIM bei niedergelassenen Ärzten und in Kliniken in Deutschland bereits im Einsatz sind. Wir haben mittlerweile mehrere tausend TI-Kartenterminals im Einsatz und über aktuell über 20.000 KIM-Postfächer bereitgestellt.
Welchen Nutzen bringt KIM den Pflegeeinrichtungen?
KIM ermöglicht Pflegeeinrichtungen die sektorübergreifende Kommunikation im Gesundheitswesen und erleichtert so den Austausch mit Krankenhäusern, Ärzten und Apotheken. Über KIM übertragbar ist beispielsweise der elektronische Arztbrief (E-Arztbrief). Entlassungsvorgänge von Patienten aus dem Krankenhaus an das Pflegeheim sind so leichter zu bewerkstelligen. Medikationspläne sind direkt vom heimversorgenden Arzt als PDF versendbar. Ebenso kann der Mediziner ein E-Rezept an die Apotheke übermitteln, die das das Medikament anschließend direkt an das Pflegeheim liefert. Insgesamt erleichtert die digitale Vernetzung Arbeitsabläufe und macht die „Zettelwirtschaft“ und das Fax überflüssig. Darüber hinaus hat KIM eine Mehrwertfunktion. Für Ende 2022 ist geplant, den Dienst um den TI-Messenger (TIM) zu erweitern. Wer jetzt KIM implementiert, kann schnell von der Erweiterung profitieren. Außerdem werden die TI-Anwendungen künftig verstärkt für mobile Anwendungen weiterentwickelt.
Welche Schritte kommen bei der Implementierung von TI und KIM auf mobile und stationäre Einrichtungen zu?
Die Anbindung an TI und KIM setzt eine technische Ausstattung mit Konnektor, E-Health-Kartenterminal, Firewall und VPN voraus. Zu den Schritten der Vernetzung gehören die Beantragung des elektronischen Institutionsausweises für die TI-Nutzung, der sogenannten SMC-B, und der Fördermittel sowie die Aktivierung der KIM-E-Mail-Adresse. Grundsätzlich sind die Anforderungen für stationäre Pflege- und Rehaeinrichtungen und mobile Pflegedienste die gleichen. Als IT-Dienstleister begleiten wir im Rahmen von „TI und KIM as a Service“ Kunden bei allen Schritten der Einführung. Startpunkt bildet ein gemeinsames Kick-off-Meeting. Unsere Leistungen reichen von Bereitstellung der Hardware und der technischen Schnittstelle über die Unterstützung im Prozessmanagement bis zur Umsetzung vor Ort.
Wie können Mitarbeitende unterstützt werden, KIM im Alltag sicher anzuwenden?
Für die erfolgreiche Umstellung der Kommunikation auf KIM ist es essentiell, die Mitarbeitenden abzuholen. Ziel ist es, sie in die Lage zu versetzen, die digitale Anwendung in Verbindung mit der Verwaltungssoftware im Berufsalltag sicher zu nutzen. Dafür bieten wir von AKQUINET spezielle Schulungen in der Anwendung von KIM, die auf die Einrichtungen und ihre digitale Kommunikation in der Pflege zugeschnitten sind.
Wie lange dauert die Einrichtung von KIM in einer Pflegeeinrichtung?
Grundsätzlich unterscheidet sich je nach Einzelfall, wie schnell KIM in einer Pflegeeinrichtung umgesetzt werden kann. Denn die Einführung hängt auch von Faktoren ab, die wir nicht beeinflussen können, wie etwa der Lieferzeitpunkt der SMC-B-Karte. Grundsätzlich ist die Umsetzung der technischen Maßnahmen innerhalb von sechs bis acht Wochen möglich. Die Dauer der Implementation von KIM in der Einrichtung mit der Schulung der Mitarbeiter richtet sich auch nach den internen Voraussetzungen, etwa bei der zeitlichen Planung.
Pflegeheime und Rehakliniken können bei der Einrichtung von TI/KIM Fördergelder beantragen. Welche Förderungen sind das?
Pflegeheime und Rehakliniken haben bei der Einrichtung von TI und KIM Anspruch auf eine Förderung für die technische Einrichtung und Betriebskosten. Zuständig für die Übernahme der Kosten sind die gesetzlichen Krankenkassen (GKV). So werden u.a. für die Erstausstattung wie E-Health-Konnektor, stationärer E-Healthcare-Kartenterminal und SMC-B-Ausweis Pauschalen bzw. Betriebskosten erstattet. Ebenso werden die Online-Anbindung an die TI und Betriebskosten gefördert. Im Idealfall sprechen wir also über ein Gesamtvolumen von bis zu 12.000 Euro pro Einrichtung für zwei Jahre. Zu den einzelnen Fördermöglichkeiten berät AKQUINET die Kunden und unterstützt sie bei der Beantragung.
Vielen Dank für das Gespräch, Dan!